Die Pandemie hat viele Menschen ins Home-Office befördert. Man darf jedoch Telearbeit nicht mit Smart Working verwechseln. «Smartes» Arbeiten bedeutet nicht, dieselben Arbeitszeiten in den eigenen vier Wänden anstatt im Büro einzuhalten, sondern eine andere Organisation der Zeit auszuwählen, mit Bewertungsparametern, die sich nicht in Stunden, sondern im Erreichen von Zielen messen lassen. Das ermöglicht es auch, an anderen Orten zu arbeiten als zu Hause.
Ziel ist es, eine bessere Work-Life-Balance zu erzielen. Es ist ein Lebensstil, der die Möglichkeit zum Kennenlernen von Ländern, Städten und Kulturen nicht als Tourist, sondern als vorübergehender Bewohner bieten möchte. Das bedeutet, an Orte zu fahren, wo die Tätigkeiten, die uns am meisten interessieren, im Vordergrund stehen, und dennoch die eigene Arbeit «aus der Ferne» auszuüben.
Wandern am Vormittag. Arbeiten am Nachmittag
Das liegt seit ein paar Jahren im Trend, befeuert durch die Überlegungen vieler Menschen während der sogenannten «Lockdowns». Die Verbindung von Arbeit und Leidenschaften lässt sich auf vielfältige Weise umsetzen. Zum Beispiel hat der Italiener Davide Fiz, freiberuflicher Sales Manager, 45 Jahre, seit 11 Jahren Smart Worker, das Smart Walking ins Leben gerufen. 2022 bewältigt der begeisterte Wanderer 20 Trekking-Routen in 8 Monaten auf 2'500 km Wegen. Während der Pausen an den verschiedenen Orten übt er seine berufliche Tätigkeit aus, er braucht nur eine Internetverbindung. Ausserdem beschreibt er die örtlichen Gegebenheiten und die Geschichten der Menschen, denen er begegnet, in seinem Blog smartwalking.eu. Gewandert wird am Vormittag, mit Etappen mit einer durchschnittlichen Länge von ca. 20 km und einer Dauer von 4/5 Stunden. Die Route beginnt in Süditalien mit dem Cammino Materano, weiter geht es auf dem Cammino del Salento und dem Cammino Negro in Kampanien. Danach sind Sardinien, Umbrien, Latium, die Marken, Molise an der Reihe, um den Weg nach Norditalien, bis ins Friaul fortzusetzen. Die Monate September und Oktober sind wiederum den Wegen im Süden, in Sizilien und Kalabrien, gewidmet.
Sein Unterfangen versteht sich als Loblied auf die Langsamkeit. Gleichzeitig möchte er die Entdeckung von kleineren Gemeinden abseits des Massentourismus propagieren. Eine Art und Weise, die Technologie bewusst zu nutzen, um die Qualität der Zeit zu steigern, ohne ihr Sklave zu sein, sondern durch bewusstes Auskosten der eigenen Leidenschaften.
Büro am Canal Grande
Wer hingegen Kunst, Kultur und alles Schöne liebt und umgeben von Monumenten in Venedig, jener «Blase ausserhalb der Zeit», arbeiten möchte, hat dazu nun die Möglichkeit dank einer neuen Plattform (Venywhere), die eine Unterkunft für all jene findet, die ein paar Monate mit Blick auf den Canal Grande arbeiten oder durch die Gässchen spazieren und vorübergehend zum Bewohner Venedigs werden möchten. «Unsere Mission» - erklärt das Team von Venywhere - «ist es, das Verbindungsglied zwischen Telearbeitern und der Stadt Venedig zu werden und die bestmögliche Erfahrung auf gänzlich nachhaltige Weise und in Einklang mit dem venezianischen Ökosystem zu werden.» Ähnliche regionale Marketingangebote versuchen, den Kunststädten eine Alternative der umweltverträglichen Entwicklung zu bieten. Sie beobachten immer mehr eine Abwanderung der Bewohner aus den historischen Zentren und eine Vermietung der Wohnungen an Touristen. Dieser «Blitz»-Tourismus hat grosse Auswirkungen auf die Umwelt, vor allem an so sensiblen Orten wie den historischen Zentren.
Vorübergehende Vermietungen von einigen Monaten im Rahmen des Smart Working können den Trend hingegen umkehren, neue Bürger - wenn auch nur vorübergehend - in das Herz der Kunststadt bringen und einen umweltverträglichen Lebensstil fördern.